Wussten Sie, dass im Ajax-Logo gar nicht Ajax abgebildet ist?

Hardy Grüne wurde auch schon als das Gedächtnis des Fussballs bezeichnet. Mit seinem eben in zweiter Auflage erschienenen Buch Fussballwappen macht er dieser Bezeichnung alle Ehre. Das Werk zeigt die Wappengeschichte von 128 Vereinen aus aller Welt.

Trikots, Eintrittskarten, Pins oder Stadionbesuche: Eine gewisse Sammelleidenschaft charakterisiert viele Fussballfans. Hardy Grüne sammelt Wappen. Zuerst in Form von Anstecknadeln, heute in Form von Tassen. Einen besseren Autoren für ein Buch zu Fussballwappen kann man sich deshalb nur schwerlich vorstellen. Insbesondere auch, weil Grüne es immer wieder scheinbar mühelos schafft, ein Fussballthema in Buchform zu verwandeln.

Wer seine Werkliste anschaut, der findet da von Enzyklopädien über Vereinshistorien bis zu Spielerportraits eine Bandbreite, die vom Hamburger Stadtteilclub bis hin zu Fussball in Buenos Aires oder Montevideo reicht. Und quasi nebenher gibt er mit «Zeitspiel» auch noch vierteljährlich ein Fussballmagazin heraus, das sich um den Fussball abseits der gemeinhin für ganz gross gehaltenen Schauplätze kümmert.

Gerade deshalb schmerzt es etwas, wenn dieser Grüne in der zweiten Auflage seines Buchs Fussballwappen wiederum nur vier Schweizer Clubs einbezieht, wovon keiner der FC St.Gallen ist. Dass das FC Basel-Wappen gar auf dem Cover prangt, mag man ihm noch verzeihen, dass der älteste Fussballclub Kontinentaleuropas aber keinen Platz findet, daran darf man schon etwas kauen. Zumal im Buch die Wappengeschichte von Vereinen wie der TSG Hoffenheim oder RB Leipzig enthalten sind.

RB so gut wie ohne Wappengeschichte

Das wiederum soll aber nicht als Einspruch gegen den Einbezug dieser beiden Vereine verstanden werden. Denn die Doppelseite, auf der gleich beide zu finden sind, zeigt sehr schön, wie Hoffenheim sich immerhin im Wappen noch an eine Vereinsgeschichte hält (und halten kann), während bei RB die einzige Geschichte darin besteht, dass das ursprüngliche Wappen angepasst wurde, weil es der DFL zu nahe am Firmenlogo von Red Bull war.

Stark ist das Buch vor allem dort, wo der Leserin und dem Leser Unerwartetes oder zumindest nicht weitherum Bekanntes aufgezeigt wird. Wer wusste schon, dass diese unschöne gelb-rote Pyramide im KSC-Logo Ende der 90er-Jahre tatsächlich einen Bezug zum realen Karlsruhe hatte? Oder dass im Logo von Ajax Amsterdam gar nicht der Kriegsgott Ajax abgebildet ist, sondern Menelaos, der König von Sparta? Und dass das mit einer Firma zu tun hat, die wegen des Fussballclubs zu ihrem Namen kam?

Ein Buch zum Schmökern

Von vorne bis hinten wird kaum jemand das Buch verschlingen. Dafür dürfte es auch nicht gemacht worden sein. Es eignet sich eher für den Stubentisch – vielleicht neben Fussballgraffiti? –, um ab und an darin zu schmökern, eine Geschichte zu lesen und sich an neuem Wissen und den Wappen alter Zeiten zu erfreuen. Und vielleicht gibts ja irgendwann eine dritte Auflage mit mindestens 129 Vereinen.


Hardy Grüne: Fussballwappen – Die Wappengeschichte von mehr als 120 Klubs

2021; 2. aktualisierte Auflage
Verlag: Werkstatt; 214 Seiten
Hardcover; 21x21cm
ISBN: 9783730704165