Keiner stört den Gegner so früh wie der FC St.Gallen

Der Fussball wird immer genauer vermessen. Neue Statistiken zeigen: Der FC St.Gallen greift den Gegner sehr früh an, schiesst mehr Tore als eigentlich zu erwarten, vergibt aber auch zu viele Chancen.

In einem zweiteiligen Beitrag hat der Tages-Anzeiger mit der Sportanalytikfirma Opta Daten aus der Super League-Hinrunde ausgewertet (Teil 1 / Teil 2). «Es sind Zahlen, die selbst die Trainer überrascht haben», sagt der «Tagi» dazu. Sie zeigen nämlich, dass YB auch deshalb zuoberst in der Tabelle steht, weil die Berner 16 Tore mehr geschossen haben, als eigentlich zu erwarten gewesen wären. Wie diese Zahlen zustande gekommen sind, erklärt der Tages-Anzeiger in dieser Grafik.

Uns interessiert natürlich vor allem der FC St.Gallen. Und da stellen wir erfreut fest: Immerhin zwei Tore mehr, als zu erwarten gewesen wären, schafft der FCSG. Noch erfreuter stellen wir fest: Mit Tranquillo Barnetta und Vincent Sierro stehen zwei St.Galler in den Top 10 der Chancenverwerter. «Quillo» traf viermal, zu erwarten gewesen wäre aufgrund der Qualität seiner Chancen nur 1,9 Tore. Bei Sierro sinds acht statt sechs Treffer.

Etwas weniger erfreulich: In den Top 10 der Chancenverschwender sind die Espen zu dritt präsent. Majeed Ashimeru traf bloss einmal, hätte aber 2,8 Tore schiessen sollen. Yannis Tafer traf gar nicht (erwartbar: 1,7 Tore) und auch Nassim Ben Khalifa konnte kein Tor erzielen (erwartbar: 1,4 Tore). Auch in der Rangliste der Spieler, die am meisten Schüsse ohne Torerfolg abgeben, ist der FC St.Gallen vierfach vertreten. Ben Khalifa tat das 18-mal, Andreas Wittwer und Tafer je 17-mal, Kekuta Manneh 15-mal. Trainer Peter Zeidler lässt sich im «Tagi» dazu so zitieren: «Die Tabelle mit den meisten Schüssen ohne Tor sieht für uns ja aus wie bei österreichischen Skifahrern: vier unter den ersten zehn. Das ist brutal.»

Auch aus der Defensive gibt es Unerfreuliches zu berichten. Der FC St.Gallen kassierte fünf Treffer mehr, als zu erwarten gewesen wären. Nur Xamax hat noch mehr Pech (+6). «Schuld» daran war unter anderem Goalie Dejan Stojanovic. Er erhielt 3,1 Tore «zu viel». Damit ist er allerdings im soliden Mittelfeld der Liga. Sowieso haben nur zwei Torhüter eine positive Bilanz: Jonas Omlin und Mirko Salvi erhielten weniger Tore als die Statistik hätte erwarten lassen.

Aber, um zum Positiven zurück zu kommen, der FC St.Gallen spielt in drei Statistiken ganz vorne mit. Zum einen dauert ein erfolgreicher Angriff durchschnittlich nur 5,5 Sekunden. Nur Luzern und Thun sind noch etwas schneller. Gar auf Platz 2 liegt der FC St.Gallen bei der Anzahl der Angriffe, die spätestens acht Sekunden nach Ballgewinn abgeschlossen werden. 28-mal tat das der FCSG. Nur YB schaffte das öfter (31-mal).

Ganz vorn sind die Espen, wenn es um die Anzahl der gegnerischen Pässe geht, bevor der Spieler attackiert wird. Nach nur 8,7 Pässen steht im Schnitt ein St.Galler dem Gegner auf den Fuss. Das ist Liga-Spitzenwert und gefällt Trainer Zeidler, wie er gegenüber dem Tages-Anzeiger sagt: «Dass unsere Gegner im Schnitt weniger als neun Pässe spielen, ehe wir sie angreifen, zeigt mir, dass wir das umsetzen, was wir trainieren. Auch dass wir viele schnelle Angriffe haben, gefällt mir. Es ist statistisch erwiesen, dass die Wahrscheinlichkeit, ein Tor zu erzielen, am höchsten ist, wenn man innerhalb von zehn Sekunden nach der Balleroberung zum Abschluss kommt.»