Auf dem Platz bleibt die Forderung der Band, das Haus abzureissen, unerfüllt. Der Sportjournalist im Zuschauer denkt in Plattitüden wie «neutralisieren» und «abstasten». Es fesselt wenig, dieses Spiel. Auch die Fans können sich mit anderem beschäftigen und deshalb zeigt sich, dass hier eher eine Diaspora vor Ort ist als mitgereiste Fans. Die Ungarn singen in perfektem Englisch die unter englischen Fans bekannten Lieder «Don’t take me home» und «Your support is fucking shit». Auch bei den nordzypriotischen Fans ist Cockney-Slang in Reinform zu hören.
Karpatenukraine wird Weltmeister
Dass das Spiel nicht fesselt, zeigt sich auch zehn Minuten vor Schluss, als Regen einsetzt. Etliche Zuschauer verlassen das Stadion, trotz WM-Final. Gekommen war man wegen des exotischen Faktors, wirklich interessiert sind dann doch nicht alle. Wer bleibt, sieht die Karpatenukraine im unausweichlichen Penaltyschiessen gewinnen. Das Team, das nur wegen des Rückzugs von Féldivek, eines anderen Teams einer ungarischen Minderheit, überhaupt dabei war, kann den Pokal in die Luft stemmen.
Im strömenden Regen feierte die Karpatenukraine ihren Titel weiter, zusammen mit den Fans, «deren farbenvolle Fackeln dem Spiel eine einzigartige Atmosphäre verliehen hatten», wie die Organisatoren in einem Fazit zum Finaltag sagten. Auch zum ganzen Turnier fällt das Fazit ausgesprochen positiv aus. Sascha Düerkop, Generalsekretär der Conifa, sagt: «Wir waren sehr positiv überrascht von den Zuschauerzahlen und dem überragenden Feedback, welches wir von Medien und Zuschauern aus aller Welt bekommen haben.» Noch nie sei man so sehr im Fokus der Weltöffentlichkeit gestanden.
Ukrainische Regierung ist nicht erfreut
Im Fokus zu stehen bringt indes auch Nachteile, wie sich drei Tage nach dem letzten Pfiff zeigt. Die Spieler der Gewinnermannschaft dürfen sich auf unangenehme Fragen der ukrainischen Regierung gefasst machen. Dass das Team separatistische Propaganda machen würde, scheint indes in der Tat schwer zu glauben. Und selbst wenn sie es wollten, würden es die Veranstalter nicht zulassen. «Über die Hymne und Flagge hinaus ist jede Botschaft hier strikt verboten», sagt Düerkop. «Wir haben kein Interesse daran politische Spannungen zu erzeugen. Wir zielen vielmehr darauf ab, alle Menschen zusammenzubringen und durch den Fußball zu vereinen.»