Fünf Tage Fussballfilme in Berlin

Fussballfilme haben sich mittlerweile als eigene Sparte des Filmschaffens etabliert. Davon zeugt nicht zuletzt das 11mm Fussballfilmfestival in Berlin, welches dieses Jahr bereits zum 16. Mal stattfand.

Es ist das Klassentreffen der Fussballkultur-Interessierten, besonders der Fussballfilm-Interessierten: Jedes Jahr im März findet in Berlin das 11mm Fussballfilmfestival statt und zieht Besucher aus der ganzen Welt an. In diesem Jahr kam das Festival zum 16. Mal zur Austragung und ist damit so etwas wie der grosse Bruder der Fussballlichtspiele St.Gallen, wo SENF als Medienpartner auftreten darf.

Einer der Schwerpunkte der diesjährigen Austragung legten die Macher auf die Frauen im Fussball. Mit «Aragh-e-Sard» gewann einer der Filme dieses Schwerpunkts auch den Publikumspreis. Der Spielfilm zeigt eine iranische Futsal-Nationalspielerin, die nicht mit ihrem Team ins Ausland reisen darf. Ihr Mann gestattet es nicht, was ihm die fragwürdigen Gesetze im Gottesstaat auch tatsächlich erlauben.

Auch Teil des diesjährigen Schwerpunkts ist der Film «Football for Better or for Worse», den die Fussballlichtspiele St.Gallen letzten September ebenfalls im Programm hatten und dessen Berliner Aufführung unter anderem von der taz aufgegriffen wurde. Den Gästen des letztjährigen St.Galler Festivals ebenfalls noch in bester Erinnerung geblieben sein dürfte der Film «Nossa Chape», der in St.Gallen als Europapremiere lief. Die Dokumentation zeigt, wie sich eine ganze Stadt an den Wiederaufbau eines Vereins macht, dessen erste Mannschaft auf tragische Weise fast vollständig ausgelöscht wurde. Der Film gefiel auch in Berlin und holte sich den Jurypreis.

Weitere Filme zogen viel positives Feedback nach sich. So zum Beispiel «Einfach Charlie». Die ergreifende Geschichte eines talentierten Jungen, der merkt, dass er lieber ein Mädchen sein würde, liess kaum einen der zahlreichen Zuschauer kalt. Aber auch «Trautmann», die Geschichte des deutschen Torhüters, der als Kriegsgefangener nach England kommt und bei Manchester City zum Helden avanciert, erhielt viel Zuspruch.

Fast 60 Filme flimmerten im Berliner Kino Babylon von Donnerstag bis Montag über die Leinwände der drei Säle. Alle hatten sie Fussballbezug und trotzdem zeigten sie eine immense Bandbreite an Themen. So behandelten die Filme beispielsweise die Rolle der ägyptischen Ultras im arabischen Frühling genauso wie die Karriere des früheren Liverpool-Stars Steven Gerrard.

Wie bei einer solchen Fülle an Filmen zu erwarten ist, konnten nicht alle die hohen Ansprüche erfüllen. Da war zum Beispiel «Kaiser! The Greatest Footballer Never to Play Football». Der Dokumentarfilm über einen Brasilianer, der zwar an vielen Orten unter Vertrag, aber eigentlich nie auf dem Platz stand, reduziert die eigentlich gute Geschichte zu stark, obwohl in den 97 Minuten Spielzeit eigentlich genug Zeit gewesen wäre. Sowieso sind viele Fussballfilme zu lang für die gebotene Kost. So zum Beispiel auch «Daydream Believers», der die erfolgreichste Zeit des nordenglischen Barnsley FC schön, aber eben zu ausführlich zur Geltung bringen will.

Abgeschlossen wurden das Festival am Montagabend mit einem Kurzfilmabend, der sogenannten Shortkicks-Gala. Aus den fünf gezeigten Kurzfilmen ging zum Schluss «Nefta Football Club» als Sieger hervor. Der Kurzfilm, der den kindlichen Leichtmut von Abdallah aufzeigt, der einfach nur Fussballspielen will und noch nicht von den weniger schönen Seiten des Lebens beeinflusst wurde, markierte den würdigen Abschluss.

In Erinnerung bleibt das 11mm aber einmal mehr auch deshalb, weil es aufzeigt, wie der Fussball club- und länderübergreifend verbindet. Im Kinosaal sitzen Fans verschiedenster Vereine und zwischen den Filmen tauschen sich die Macher von Fussballfilmfestivals Festivalmacher aus Dänemark, Brasilien, China, Japan und natürlich der Schweiz aus. Das Resultat dieses Austausches lässt sich sicher auch anlässlich der kommenden Fussballlichtspiele in St.Gallen begutachten.