«Üsen Traum scho sit vilne Johr…»

Ein dritter Clubwettbewerb ergänzt ab der Saison 2021/22 die Champions League und die Europa League. Doch welche Schweizer Teams qualifizieren sich dafür? Und in welcher Runde steigt welches Team ein? Wir haben die Erklärungen in Wort und Bild.

Eins vorneweg: Bis zum Ende der Saison 2020/21 ändert sich nichts. Nach der laufenden Saison gibt es also nochmal zwei Champions League- und Europa League-Austragungen im derzeitigen Format. Bis dahin regelt diese Setzliste, wer in welcher Runde welches Wettbewerbs ins Geschehen eingreift. Danach kommt diese Setzliste zum Zug. Sind die beiden Dokumente zu kryptisch? Kein Problem, wir haben uns schlau gemacht und haben das Ganze in verständliche Grafiken und Erklärungen verpackt.

Zuerst müssen aber die Grundlagen geklärt werden: Entscheidend dafür, wie viele Startplätze die Schweiz in welcher Qualifikationsrunde hat, ist im alten wie im neuen System die Fünf-Jahres-Wertung der UEFA. Diese wird jeweils zum Saisonende ermittelt und regelt für die kommende Saison, welcher Platz für das Erreichen des europäischen Wettbewerbs nötig ist. Konkret: Die Fünf-Jahres-Wertung zum Ende der Saison 2017/18 ist die Grundlage dafür, welchen Platz ein Team in der Saison 2018/19 erreichen muss, um in der Saison 2019/20 europäisch spielen zu können.

Ende der Saison 2017/18 lag die Schweiz in dieser Wertung auf Rang 12. Das ist gleichbedeutend mit folgender Ausgangslage:

Lesebeispiel: Der Vizemeister startet in der zweiten Qualifikationsrunde der Champions League. Kommt er weiter, spielt er in der dritten Qualirunde der Champions League (von da gehts weiter in die CL-Playoffs oder in die EL-Gruppenphase). Scheidet er aus, darf er in der dritten Qualirunde der Europa League nochmals ran (von da gehts weiter in die EL-Playoffs oder ins europäische Saisonende).

Eine Randbemerkung: In der Schweiz erhält der Cup-Sieger den besten Europa League-Startplatz. Das kann zu Verschiebungen führen. Wird der Cup-Sieger zum Beispiel Meister oder Vizemeister und hat somit einen Platz in der Champions League-Qualifikation erreicht, kommt der Drittplatzierte der Meisterschaft in den Genuss der direkten Qualifikation für die Europa League-Gruppenphase.

Mit der Saison 2021/2022 startet dann der neue Wettbewerb, der bisher bloss unter dem Arbeitstitel «Europa League 2» bekannt ist. Relevant sind entsprechend die Fünf-Jahres-Wertung zum Ende der Saison 2019/20 und das Abschneiden der Teams in der Meisterschaft und im Cup der Saison 2020/21. Noch nicht geklärt ist die Rolle des Cupsiegers. Weder SFL noch SFV noch UEFA konnten auf die Anfrage des SENF konkrete Aussagen machen. Philippe Guggisberg, Head of Communications, bei der SFL sagt: «Wir haben bisher nur die Informationen der UEFA.» Marco von Ah, der beim SFV ebenfalls Head of Communications ist, bittet um etwas mehr Zeit für die Diskussion: «So lange wissen wir ja noch nicht von diesem Wettbewerb.» Und bei der UEFA heisst es lediglich: «This has not been addressed yet.»

Für die Betrachtung können also keine Ligarangierungen oder Cupsiege herangezogen werden. In den Infografiken zum neuen System wird deshalb einfach von 1 bis 5 durchnummeriert. Der Startplatz 1 wird immer dem Meister gehören. Ob der zweitbeste Startplatz immer dem Vizemeister zugesprochen wird, ist indes fraglich – vor allem in den Fällen einer schlechten Klassierung der Schweiz in der UEFA-Fünf-Jahres-Wertung, wie wir später noch sehen werden. Ebenso fraglich ist, welcher Startplatz dem Cupsieger vorbehalten wird. Würde dieser wie bisher den besten Europa League-Startplatz erhalten, würde er auch den einzigen Europa League-Startplatz erhalten, den die Schweiz noch haben wird (zumindest in den Fällen, in denen sie überhaupt einen hat).

Die obige Ausgangslage erklärt unsere Infografik. Wäre die Schweiz auch zum Ende der Saison 2019/20 auf Rang 12 der Fünf-Jahres-Wertung klassiert, sähe die Ausgangslage für die erste Saison mit dem dritten europäischen Wettbewerb so aus:

Es zeigt sich: Für den Meister ändert sich nichts. Beim Startplatz 2 verbessert sich die Ausgangslage, weil eine Niederlage in der Europa League-Qualifikation noch nicht das internationale Saisonende bedeutet. Für die Europa League gibt es jedoch nur noch einen Startplatz, die zwei schlechtesten Europapokal-Startplätze sind in der neuen Europa League 2.

Würde die Schweiz in der Fünfjahreswertung auf Rang 11 vorstossen, würde das an dieser Ausgangslage nichts ändern. Erst ab Rang 10 wäre das der Fall. Dass die Schweiz aber überhaupt vorstossen kann, ist unwahrscheinlich. Viel eher droht sie nach hinten zu rutschen. Betrachtet man von der Saison 2018/19, was bereits gespielt wurde, liegt die Schweiz aber auf Rang 15. Auf das zwölftplatzierte Österreich fehlen bereits 3,35 Punkte.

Schafft es die Schweiz immerhin noch auf Rang 13 oder 14, sieht die Ausgangslage wie folgt aus:

Es wird deutlich, dass für die Schweizer Teilnehmer mehr Runden anstehen, egal ob vor oder nach dem Start des dritten Wettbewerbs. Nach der Einführung der Europa League 2 hat der Meister aber immerhin einen Gruppenphasen-Platz auf sicher. Wer in der Champions League scheitert, kann es in der Europa League versuchen. Wer dort scheitert, darf in der Europa League 2 ran. Ganz grundsätzlich bietet die Europa League 2 eine Art zusätzlicher Rückfallmöglichkeit, die Anzahl Startplätze insgesamt bleibt unverändert.

An dieser Stelle muss auf eine Kuriosität hingewiesen werden. Wenn der Meister in der dritten Qualifikationsrunde der Champions League ausscheidet, muss er sich über das Europa League-Playoff für die dortige Gruppenphase qualifizieren. Wenn der Vizemeister in der dritten Qualifikationsrunde der Champions League scheitert, kommt er direkt in die Europa League-Gruppenphase. Das hängt mit den unterschiedlichen Qualifikationswegen zusammen. Die Meister spielen den sogenannten Meisterweg, die Vizemeister den sogenannten Ligaweg. Vereinfacht gesagt sind die Gegner im Ligaweg zwar besser, dafür eine allfällige Niederlage weniger folgenreich.

Fällt die Schweiz in der Fünf-Jahres-Wertung aber tatsächlich auf den 15. Rang zurück, ändert sich die Ausgangslage für den Schweizer Meister nochmals geringfügig. Der Rest bleibt gleich, wie unsere Infografiken zeigen:

Fällt die Schweiz noch weiter zurück – Kroatien und Tschechien drängen von hinten nach –, kommt es noch schlimmer. Auf den Plätzen 16 und 17 käme die folgende Ausgangslage zum Zug:

Die Schweiz hätte also nur noch einen Champions League-Startplatz und insgesamt nur noch vier Europapokal-Plätze. Ab 2021 würden zudem alle Europa League-Startplätze wegfallen. Selbst der zweitbeste Startplatz würde nur noch zur Europa League 2 berechtigen.

Es könnte aber gar noch schlimmer kommen. Ein Ausblick zeigt, dass die Schweiz weiter zurückfallen könnte. Auf den Rängen 18 und dahinter sähe die Ausgangslage wie folgt aus:

Insbesondere im aktuellen System wäre das nochmal eine deutliche Verschlechterung. Im neuen System ab 2021 würde sich hingegen nicht mehr viel ändern.

Wie sehr der FC St.Gallen von diesen Änderungen betroffen sein wird, das werden die Resultate der nächsten Jahre zeigen.