Lugano vs. FCSG 2:0 – Und wieder nichts
SENF,
21.04.2021,
SENF-Ticker
St.Gallen verliert in Lugano mit 0:2. Die Lage wird immer ungemütlicher – dem Spiel vom Samstag gegen Vaduz haftet nunmehr ein wegweisender Charakter an. Besonders verschärft die Situation, dass sowohl Vaduz (1) wie auch Luzern (3) in dieser Runde gepunktet haben.
Abpfiff – Die Lugano-Hymne dröhnt uns um die Ohren. Die Tessiner mit verdientem Erfolg gegen schwache St. Galler. Weiss jetzt nicht, für wen der Weg nach Lugano unnötiger war, behaupte aber mal, dass R.Z. und ich mehr geleistet haben als die Herren auf dem Feld. Trotzdem treten wir dann mal die Heimreise an, nützt ja alles nichts. Ciao zeme, auf bessere Zeiten. Am besten schon am Samstag…
Minute 90+ – Lüchinger langt nochmal kräftig zu. Die Haupttribüne tobt, meine Seele ist besänftigt ab der vielen Fluchworte. <3
Minute 90 – Der FC St.Gallen bewirbt sich hier nicht gerade um einen Platz in der Super League. Trotz des Rückzugs aller sechs angemeldeten englischen Teams wird es so wohl nichts.
Minute 89 – …diese Menge wurde noch nicht erfunden. Trotzdem danke, R.Z. Dieser fängt übrigens schon an aufzuräumen…
Minute 87 – Während wir hier nicht mehr wirklich realistisch auf einen Ausgleich hoffen, hat Vaduz gegen Basel ausgeglichen. Es wird nicht mehr besser heute… immerhin fährt M.M. und der hat mir im Vorfeld die Erlaubnis gegeben, in seinem Auto „Gönnjamin“ zu sein. Und ich habe noch Bier. Wobei ich diese heute auch M.M. gönnen würde, in grossen Mengen sogar.
Minute 84 – Auf Snapchat werde ich von einem Kollegen aufgefordert, einfach mal „zeigsch?“ in den Ticker aufzunehmen. Kriege dafür 2 Bier. Danke, bitte.
Minute 83 – Die Radiomenschen neben uns stellen fest, dass hier in Lugano „eine ganz andere Doktrin“ herrscht als in St.Gallen. Damit mögen sie zwar recht haben, aber wie eingangs schon erwähnt: Ein dreckiges 1:0 würde uns weiterbringen als viel Ballbesitz, aus dem auch keine Torgefahr resultiert. Es ist ein äusserst ernüchterndes Abend für den FC St.Gallen, bei dem allerspätestens jetzt sämtliche zur Verfügung stehenden Alarmglocken schrillen müssen.
Minute 80 – Der Stadionspeaker bestätigt anscheinend gerade seine Pizza-Bestellung. Ein lautes und sinnloses „JO“ hallt durchs Stadion und grüsst dabei meinen neuen Tinnitus. Grazie, gäll.
Minute 79 – Basel ist nun in Führung gegangen. Ob Burgener oder Degen das Tor geschossen hat, wissen wir gerade auch nicht, aber Hauptsache Vaduz liegt hinten. Wir müssen uns an Schadenfreude klammern, um diesen Moment zu überdauern.
Minute 77 – Draussen johlen die paar Luganesi, drinnen schreit der eingewechselte Guillemenot. Lugano nicht mit Talent, aber trotzdem im Moment im Recall.
Minute 75 – Sogar Erfolglos-Fan, Dackel- und Rasenmäher Freund T.A. meint nun, er würde lieber seinen Freund im braunen Fell sein Geschäft verrichten lassen, als sich diesen „Scheiss“ anzutun. Das ist so aussagekräftig wie bitter zugleich.
Minute 73 – Jetzt hats mich fast vom Stuhl geklöpft. Der Stadion-DJ hat wieder Einsatz. Volle Lautstärke fürs 2:0 der Hausherren. Er hats dann noch mit dem Wechselgesang mit dem Publikum probiert – Echo, mässig.
Minute 70 – Vaduz-Basel steht 4:1. In Sachen Torschüsse. Das verheisst nichts gutes – weder für heute noch für Samstag.
Minute 69 – hihi.
Minute 67 – Mir wurde gerade zugetragen, dass SG diese Saison noch nie gegen Lugano getroffen hat. Und ich tu mir den Scheiss hier nüchtern an?!
Minute 65 – Eigentlich habe ich, R.Z., mir vorgenommen, mich nicht über den Tessiner Mauerbau zu echauffieren. Aber es geht einfach nicht anders…
Minute 64 – Mit Görtler und Youan hatte St.Gallen jetzt doch zwei reelle Ausgleichschancen. Dies veranlasst Lugano-Trainer Jacobacci dazu, den einzigen Stürmer auszuwechseln und Mittelfeldspieler Ardaiz zu bringen, dessen Name der Speaker so ausspricht wie Sascha Ruefer einst „Rrrrrrodrrrrriguez“.
Minute 63 – Lugano wechselt Granit ein und Beton kommt raus. Sie merken, es wird immer noch fleissig gemauert.
Minute 61 – Es geht viel zu viel durch die Mitte, gemessen daran, wie viel bzw. wenig Luganos Mitte zulässt. Haben wir keine Flügel oder keine Passgeber, die merken, dass es auch über Aussen gehen könnte?
Minute 60 – Hach, Bierstand. Dinge aus einer längst vergangenen Zeit.
Minute 59 – Ruiz mit einem Freistoss in Richtung Bierstand und Nachthimmel. Die Radiomenschen reden von der gefährlichsten Möglichkeit der St. Galler bisher – Beweisführung abgeschlossen.
Minute 56 – Der FC St.Gallen hat hier immer noch kein Tor geschossen. Hinter der Heimkurve singen indes ein paar Lugano-Fans Lieder, die an einen Stadionbesuch in Italien erinnern.
Minute 52 – An einem normalen Mittwoch würden jetzt 230 St.Gallerinnen und St.Galler im Gästesektor stehen. Etwas mehr als die Hälfte wäre um Stimmung bemüht, würde sogar Leuchtpetarden abfeuern, sicher aber wären Schals und Fahnen in der Luft. Ein grosser anderer Teil hätte sich am Bierstand eingerichtet und die attraktive Servierkraft (m/w/d) angebaggert. Ein paar Alte wären dabei, die gern fluchen und sich an der Ecke des Sektors aufhalten, weil „die junge Kerli döt machäd eh nu Saich“. Irgendwo würden sich noch ein paar Militärbuben verstecken, die gerade Ausgang haben und das Stadion die beste Beiz in der Gegend finden. Bier würde fliessen, Bier und Emotionen, es könnte so schön sein. Ja, das alles ist uns seit Monaten nicht mehr vergönnt. Heute fliessen nur noch Tränen.
Minute 50 – M.M. sieht ausserhalb des Stadions unseren Freund und Helfer herumschleichen und fragt sich gerade ob er Parkticket für seine Kutsche gelöst hat. Spenden bitte an senf@sg.ch – Danke!
Minute 46 – Ein „Hopp Sanggalä“ hallt durch das Rund, ebenso ein von einer Dose herrührendes Zischen. Es gibt einige Wechsel beim FCSG, das Spiel geht aber weiter, wie es bisher war: Lugano verzögert Zeit, jemand liegt am Boden. Und bewegt sich danach wieder wie ein junger Dackel.
21 Uhr 30 – Das Personal trudelt langsam wieder ein. Meine gernevten Augen erblicken unseren griechischen Halbgott. Stergiou definitiv neu mit von der Partie. MMMM spielt sich mit ihm ein. Aber moment mal, zwei Verteidiger bei Rückstand, wollen wir das jetzt über die Zeit bringen oder wie? Ob Ruiz das hinbiegen kann, er komplettiert den Blockwechsel. R.Z.s Bier ist offen – jetzt muss es gut kommen!
21 Uhr 21 – Ach, es ist im Tessin einfach immer mühsam. So richtig Spass macht das heute bisher einfach schlicht nicht. Irgendwie sind wir ein wenig sprachlos, denn es will einfach nicht. Und das, während die Konkurrenz im Abstiegskampf punktet… wir sind mal gespannt, was P.Z. sich zur Pause einfallen lässt, langsam wäre sein Plan B mal fällig. Ein Blockwechsel, wie er gerade in der Resega in unserer Nähe regelmässig stattfindet, wäre vielleicht gar nicht so schlecht.
Pause – Der Pausentee ruft. Resultatmässig sieht es nach einem bitteren Ausflug ins Tessin aus. Leistungsmässig siehts nicht besser aus. An der Bierfront noch viel weniger. R.Z. plant glaube ich ebenfalls für noch schlechtere Zeiten, das Bier ist noch nicht offen. Immerhin ist der Stadion-DJ top, mindestens in der Lautstärke.
Minute 44 – Leserin L.G. teilt mir gerade mit, dass mehr wie 50 Leute ins Stadion dürfen. Ja gut, dann ist der Rechtsweg also auch ausgeschlossen.
Minute 43 – M.M. macht sich schon die ersten Gedanken, seine Tickeraktivitäten wieder einzustellen. Zweites Spiel und wieder wäre ich lieber zu Hause am puzzeln oder Slow-TV wäre sicher auch was. R.Z. raunt etwas unverständliches, positiv wirds nicht gewesen sein…
Minute 38 – Treffen auf der einen Seite komplette Ideenlosigkeit und fehlende Durchschlagskraft und auf der anderen Seite körperbetontes Spiel und ein Hang zum Mauerbau aufeinander, kommt dabei so etwas raus wie das, was diese zwei Mannschaften auf den Cornaredo-Rasen bröseln. Es ist nicht langweilig, Chancen gibts aber eigentlich gar keine.
Minute 36 – R.Z. hat mal kurz die Zuschauerzahlen eruiert, definitiv mehr wie 50 Leute. Kennt sich jemand mit Protesten aus? Kann ich mich da direkt an Alain Berset wenden? Auf jeden Fall: ANZEIGE IST RAUS!
Minute 34 – Update aus Chur: C.F. hat sein aus Kunstfasern bestehendes FCSG-Trikot mittlerweile durch ein gelbes Baumwollshirt ersetzt. Aber dies natürlich nicht, weil er sich dafür schämt, St.Gallen-Fan zu sein, sondern weil das „betont de Brauerbuuch“.
Minute 31 – Die Passquote auf dem Platz ist gerade so unterirdisch, dass Beifahrer R.Z. sich überlegt, sein Dosenbier zu öffnen.
Minute 29 – Es ist gerade so ein Ball-gewinnen-und-wieder-verlieren-Festival.
Minute 27 – Leser C.F. hat sich schon in der dritten Minute gemeldet. An seinem Spind in der Calanda in Chur stehend, echauffierte er sich über das Gegentor und fragte, ob er sein FCSG-Trikot wieder ausziehen soll. Wir raten: Nein. Sonst regen sich deine Arbeitskollegen ja nicht wieder über den grossen Schüga-Patch am Oberarm auf.
Minute 25 – Lugano vergibt knapp die 2:0-Führung, Aufregung auf der Haupttribüne. Das Altersturnen wäre für heute erledigt.
Minute 23 – Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Spiele, bei denen man Spieler und Trainer miteinander reden hört, sind einfach fürn Arsch.
Minute 22 – Wir sitzen hier übrigens auf schalkeblauen gelochten Gartenstühlen und hoffen, nicht das gleiche Schicksal erleiden zu müssen wie die Sportskameraden aus der Malocherstadt Gelsenkirchen.
Minute 20 – Spiele gegen Lugano gehören ja zu meinen Lieblingsmatches. Sobald die in Führung sind, igeln die sich hinten ein und sind nur per Zufall noch in der gegnerischen Hälfte. Ist wie ich früher im Ausgang, die Happy Hour nutzen und ab da nur noch verwalten…
Minute 16 – Wir wissen, dass es der Job der Radiomenschen ist, das Spiel spannend zu gestalten. Aber wie sie mich immer wieder aus meinem Halbschlaf wecken, ohne dass wirklich etwas passiert, finde ich dann doch eher lästig…
Minute 15 – P.Z. ermahnt Youan dazu, doch bitte mit den Mitspielern zu spielen. Was dieser hässliche Satz aussagt: Der gute junge Franzose ist ein ziemlicher Eigenbrötler, der gern gute Ansätze zeigt, um sie danach durch eine unüberlegte oder technisch unzureichende Aktion wieder zunichte zu machen.
Minute 14 – Immer besonders schön finde ich es im Tessin, weil da so richtig rohrspatzmässig geflucht wird. Verstehe zwar kein Wort, aber wäre doch schön, wenn sich die Seniorenfraktion auf der Haupttribüne ein bisschen echauffieren würde. Jetzt liegts an unserem, naja, Rumpfteam…
Minute 10 – Ich bin leicht beeindruckt davon, dass a) die Radiomenschen zu unserer Linken immer wissen, wer gerade am Ball ist, und b) dass P.Z. gerade heute zu einer solchen Formation gegriffen hat. Er verzichtet auf Ruiz, Gillmöno, Stergiou und MMMM und schwächt damit sein Team möglicherweise entscheidend. Wir hoffen nicht darauf.
Minute 9 – „Lugano wird etz do wieder Beton arüährä“, mutmassen die Radiomenschen zu unserer Linken, vernachlässigend, dass uns ein dreckiger 1:0-Sieg auch besser tun würde als eine 3:4-Niederlage trotz schönem Spiel. Tamminomol.
Minute 7 – St. Gallen rennt jedem Ball nach, meistens aber zu langsam. Und wenn es dann mal schnell geht, fehlt die Präzision. Mein Fluchen kommt also nicht von ungefähr, hoffe, es kommt auf dem Spielfeld an!
Minute 4 – M.M. flucht jetzt schon vor sich hin, dabei ist er der Fahrer und im Gegensatz zu mir nicht angetrunken. Das wird noch ein heiterer Abend hier im Tessin. Derweil kann St.Gallen einen Freistoss treten, aber ausser einem Abseits von Adamu bringt der natürlich nichts ein.
Minute 3 – Jap, ein Schüga wäre jetzt nicht nur fein, sondern auch nötig. Die Hausherren duschen die Espen kalt, 1:0…
Minute 2 – Wir blicken etwas wehmütig in den Gästesektor. Da gibts ja bekanntlich Schüga. Das wär jetzt geil!
Minute 1 – Das Gekicke ist gestartet. Lömmers tschäddärä.
20 Uhr 28 – Der Speaker lädt die Tribünenbesucher dazu auf, sich zu erheben, um den Einmarsch der Spieler zu begleiten. Der Eierkarton unter uns erhebt sich, aber nicht einmal so lange, bis alle Gladiatoren auf dem Feld sind. Schade, können wir vom FC Lugano heute nicht ein so behäbiges Auftreten erwarten.
20 Uhr 25 – In Lugano sind übrigens wieder Zuschauer im Stadion. Wobei Zuschauer nicht ganz so sicher ist, denn das Durchschnittsalter geht in Richtung dreistellig auf der Haupttribüne. Sponsored by Fielmann und Astrazeneca, oder so.
20 Uhr 21 – Danke an R.Z. für die treffende Zusammenfassung. Internet gibts mittlerweile, Bier leider nicht. Dazu gibts aber einen Gratis-Tinnitus aus der Stadionbox, die Ihren Job vollends erfüllt – „Hää, wa hesch gseit?!“
20 Uhr 14 – M.M. und meine Wenigkeit nehmen auf der engen Luganeser Medientribüne Platz. Es ist nicht gerade schön Wetter hier, einmal mehr, wenn der FCSG im Tessin spielt. Bier gibt es auch nicht, von einer zuverlässigen Internetverbindung gar nicht zu sprechen. Es ist alles angerichtet für einen richtig unangenehmen Abend.