Der FC St.Gallen verpasst es in der ersten Halbzeit, eine der Chancen zu verwerten. In der zweiten Halbzeit wird er durch einen zweifelhaften Penalty dafür bestraft. Das Spiel zum Nachlesen im SENF-Ticker.
FCSG – AEK Athen 0:1
22:25 Uhr – Damit verabschieden wir uns. Aber nicht für lange: Wir tickern am Sonntag auch aus Vaduz. In dieser speziellen Saison tickern wir auch auswärts. Danke fürs Mitlesen. Bis dann.
22:23 Uhr – Auch wenn der Penalty die Entscheidung brachte, bleibt heute auch die Erkenntnis: Die Tore von Itten und Demirovic fehlen schmerzlich. Zu viele Chancen wurden vor allem in Halbzeit Eins ausgelassen.
22:19 Uhr – Das wars, fertig Europa für diese Saison, Vaduz bleibt als einziges Highlight. Die Griechen abgezockter, arschgeigiger und glücklicher – viel glücklicher. Der FCSG muss lernen, Gelegenheiten wie die Chance von Duah zu machen und frecher aufzutreten. Wenn der Schiri nicht auf der Höhe ist, muss man das ausnutzen und auch mal treten. Wir sind zu brav.
Minute 90 – 4 Minuten Nachspielzeit bleiben.
Minute 89 – Es lesen Kinder mit, Erwachsene dürfen „lästig“ gerne durch was stärkeres ersetzen.
Minute 87 – Ist jetzt halt viel zu spannend, um Worte zu finden. Das gilt zumindest für R.S. und mich. R.S. sagt währenddessen:
„Hät er etz KV gseit?“
„Wenn än scho foulsch, denn tue ihm wenigstens weh!
„Dä gseht uus wie en griechische Torsten Frings.“
„Läck, sind da lästigi Cheibä.“
Minute 83 – AEK hat zweifellos noch mehr Unsympathiefaktor als Sion am Sonntag. Ganz übel.
Minute 80 – Fazliji lebt aus, nach was wir in unseren Gedanken längst verlangen. Einen Gegenspieler umgrätschen und gar nicht erst den Versuch unternehmen, den Ball zu treffen. Er sieht Gelb. R.S. ist derweil irgendwo zwischen Fassungslosgkeit und Frust und sagt kein Wort. Und R.S. resümiert: „Läck, isch da ä huere Hackertruppe, schlimmer als Sion.“
Minute 76 – Muheim muss gepflegt werden. Er scheint sich an der Schulter weh getan zu haben. Derweil haapen die Athener vor uns in Marktschreier Manier ohne Unterbruch. Ein schöner Ersatz für den Raffelverkäufer und den holländischen Blumenauktionator am nicht stattfindenden OLMA-Jahrmarkt. Schliesst man die Augen wähnt man sich am griechischen Fischerhafen, mitten in einer Diskussion, wer jetzt wessen Boot leicht touchiert hat, beim Kampf um die beste Anlegestelle, um den fangfrischen Fisch ans Volk zu bringen.
Minute 74 – Athen war ein Sehnsuchtsort für mich. Seit ich vor ein paar Jahren die Kriminalromane von Petros Markaris las. In jedem Band war Griechenland ein bisschen mehr hinüber, ein bisschen mehr zerfressen von Korruption und Egoismus. Markaris’ Hauptprotagonist, Kommissar Charitos, war wie ich: ständig genervt, stur, aber herzlich. Markaris liess Charitos schliesslich jeden Fall lösen. Das ist, an was ich denke, wenn von Athen die Rede ist. Ab dem 24. September 2020 denke ich an Fouls mit offener Sohle, an Fiesheiten und einen unsäglichen Elfmeter. So tragen es uns zumindest Beobachter vor dem Fernseher zu.
Minute 71 – Zigi hält, aber der Grieche kann im Nachschuss verwerten.
Minute 70 – Ein Grieche kann allein aufs St.Galler Tor losziehen und kommt dann im Zweikampf mit dem heraneilenden Stergiou zu Fall. Penalty.
Minute 65 – Schiedsrichter Hernandez ist nicht unser Ex-Präsident, auch wenn er manchmal ähnlich kompetent wirkt. Bitte nicht verwechseln. Otero- und UEFA-Clan sind auch nicht dasselbe.
Minute 62 – Er-hätte-der-Matchwinner-sein-können-Duah geht raus, für ihn kommt Kamberi. Das wetter wird ihm gelegen kommen, herrschen doch schottische Verhältnisse vor. Nur der Rasen ist grün statt braun.
Minute 61 – Zeidler und der Linienrichter auf seiner Seite haben den selben Coiffeur. Fast hätte ich sie verwechselt.
Minute 59 – St.Gallen hat hier ein wenig abgegeben, AEK ist nun vermehrt im Angriff. Trainer R.S. würde jetzt wechseln um ein Zeichen zu setzen.
Minute 56 – Lauter sind die Griechen definitiv. Auch auf der Tribüne.
Minute 55 – Árbitro, ya es amarillo! Im Fall!
Minute 53 – R.S. hat R.S. aus dem Ticker entfernt.
Minute 52 – Wir tickern nun schon seit über vier Jahren. Ich erdreiste mich nun erstmals, R.S., der bisweilen eine Art Mentorfunktion übernimmt in meinem Leben, zu widersprechen. Ich sage: AEK ist etwas präsenter und auch lauter auf dem Platz. Vielleicht ist da schon eine gewisse Erfahrung, die St.Gallen eben dabei ist zu machen.
Minute 50 – Die Griechen treten weiterhin mit einer relativ ungesunden Härte auf. Erneut gibts deshalb Gelb. Wir üben schon mal unser „Schiri, dä hät scho Gäääl“ auf Spanisch.
Minute 49 – St.Gallen will auch in Halbzeit Zwei offensiv auftreten. Bisher resultierte daraus eine schlechte Flanke.
Minute 46 – Die zweite Halbzeit läuft. Neuer Kaffee, keine neuen Spieler.
21:19 Uhr – Leser S.H., Kenner des Fussballs auf der iberischen Halbinsel, übermittelt mir via virtuellem Briefverkehr Mutmassungen über den Beruf der Erzeugerin des heutigen Schiedsrichters Alejandro Hernandez. Nur so viel: Man spricht vom ältesten Gewerbe.
21:18 Uhr – Kiss Cam? Sieht ja eh keiner heute.
21:16 Uhr – PAUSE. Quintilla wird gefoult im Spielaufbau und müsste gepflegt werden. Nachdem der spanische Schiri dem Täter die Gelbe zeigte, pfeift er aber ab. Er hat wohl keine Lust mehr, im kalten St.Galler Regen zu warten.
Minute 44 – Manchmal hört man Zeidler, manchmal R.S. und immer ein Grieche. Der heutige Gegner fiebert bedeutend temperamentvoller mit als die Ostschweizer. Jede Aktion wird lautstark kritisiert oder kommentiert. So genau können wir das nicht unterscheiden, unser Griechisch hält sich noch in Grenzen.
Minute 41 – AEK-Trainer Massimo Carrera bekommt vom Schiedsrichter einen „ZS“. Irgendein Grieche schlenzt den Ball nur Sekunden später knapp am St.Galler Tor vorbei. R.S. fehlt ein „N“ beim Eintrag aus Minute 39 und R.S. ein „S“. Und mir fehlen allmählich die Worte, also beende ich den Eintrag an diesem Orte.
Minute 39 – Jetzt wurden kurzzeitig alle Griechen nervös auf der Tribüne. Doch da war nix, der Ball fliegt unbehelligt quer durch den St.Galler Strafraum ins Seitenaus.
Minute 37 – Das war die grosse Chance für das 1:0. Duah kann alleine auf den griechischen Torhüter losziehen. Und scheitert an diesem.
Minute 36 – Kräuchi mit dem sog. (englisch ausgesprochen) Aussenristpass auf Duah, der prallen lässt und von Stillhart geschickt wird. Doch die Griechen sind zur Stelle.
Minute 35 – Ich und R.S. sind uns einig: De Kräuchi isch uhuere guet. Macht er so weiter, hat R.S. bald kein Ziehen im Bauch mehr.
Minute 32 – „Juah, das war knapp.“ Äxgüsi, R.S. sagte, ich solle das so schreiben. Aber knapp wars wirklich. Duah war fast schon am Torhüter vorbei.
Minute 29 – Las im Eintrag von Minute 27: „St.Gallen hat das Hefti in der Hand.“ Und schüttelte schon den Kopf ob diesem schlechten Wortspiel von R.S. Was bleibt, ist ein flüchtiges Ziehen im Bauch. Ach, Hefti. Wieso?
Minute 28 – Im Stadion herrscht Maskenpflicht. Alle halten sich daran. Alle ausser die griechischen Ersatzspieler auf der Tribüne vor uns. Scheint in Athen noch nicht so angekommen zu sein. Spätestens wenn alle von hier nach Griechenland in die Herbstferien fliegen, ist es dann auch dort so weit.
Minute 27 – St.Gallen hat das Heft in der Hand, gefährlich wirds aber selten. Und wenn dann so wie jetzt, ists Abseits. Sehr schön herausgespielt wars aber.
Minute 25 – Quintilla sagt zu Raum und Zeit: «Scheiss drauf.» Er ist immer einen Schritt, nein, einen Gedanken schneller. Stillhart ist latent rotgefährdet und, naja, das gefällt mir. Stergiou ist ein Teenager. Aber er spielt wie ein Senior, der mal irgendwo im «Eis» war. Viel zu gut, das schon, aber auch viel zu betrunken, um Karriere zu machen.
Minute 24 – Der Eckball bringt nichts ein, aber kurz danach flankt Muheim und Guillemenot kommt nochmal zu einer Chance. Wieder erfolglos.
Minute 23 – Da wirds fast brenzlig vor dem eigenen Tor, doch Fazliji klärt, der Ball kommt irgendwie zu Stillhart, der lanciert Guillemenot. Sein Schuss wird vom Torhüter jedoch zum Eckball abgelenkt.
Minute 22 – Auf der Gegentribüne sitzt eine einzelne Person. Social Distancing in Reinkultur. Wer wettet mit uns: Das Bild schaffts in eine Bildergalerie zum Spiel heute!
Minute 20 – In meinem Kopf ist eine Stimme, die bei jeder Gelegenheit „Schüüüsss!“ ruft. Ich unterdrücke sie. Ich will nicht auffallen als einziger in einem Stadion ohne Fans. Die Hausherren scheinen diese Stimme auch zu hören und schiessen. Äusserst erfolglos aber immerhin.
Minute 18 – Duah schiest. Juah.
Minute 17 – Sehen Sie sich das Spiel auch im TV an oder verlassen sie sich nur auf uns? Eine Frage an unsere Leser*innen.
Minute 16 – Man kann dem Stadion seine Zuschauer nehmen, aber nicht R.S. den Fussball. Seine gutbürgerliche Existenz, der Anstand, der in systemkritischen Kreisen auch als Spiessigkeit beschrieben werden würde. Das unerschütterliche Lächeln des geregelten Einkommens. Vergessen seit der ersten Spielminute. Droht Athener Spielern («Lang än nöd ah!»), pöbelt rum («diä Griechä chönd gar nüt!») und korrigiert den Schiedsrichter (Stell än vom Platz!»). Wundervoll.
Minute 14 – Ich bin fasziniert von einem Gast, der in der ersten Reihe der Haupttribüne sitzt. Äusserst adrett gekleidet, stoisch einen Schirm haltend, neben sich ein in schwarzen Plastik gehülltes Etwas. Wäre sein Mikrofon nicht so gross, ich würde aufs griechische FBI tippen.
Minute 12 – Die erste Chance der Gäste. Eine flache Hereingabe von links verpasst aber Freund und Feind.
Minute 10 – Der FCSG spielt heute in einem Europaleague-Spezialshirt in verschiedenen Grüntönen. Uns gefiels eigentlich nicht. Durchnässt siehts aber gut aus – ein klatschnasses Stück dunkelgrüner Stoff, produziert von glücklichen Jakos.
Minute 8 – Es ist ziemlich befremdlich, wenn man in einem Stadion sein eigenes Wort versteht. Dann erst fällt einem auf, welch haarsträubende Dinge man von sich gibt. Wie blind parteiisch und um wie unfassbar wenig Sachverstand man bemüht ist. Sätze ins Nichts wie ein Blick in den Spiegel morgens um halb vier. Unschön und entlarvend.
Minute 7 – «Tunnäääääl!», rüft R.S. und ist wieder elf Jahre alt und auf dem Pausenplatz.
Minute 6 – St.Gallen startet, wie es eben zu starten pflegt: Ohne Angst, offensiv, mit viel Selbstvertrauen. Die Espen bestimmen die Startminuten deutlich.
Minute 4 – Beinahe das 1:0 für die Espen. Die Griechen verwerten eine St.Galler Flanke aufs Tor beinahe selbst.
Minute 3 – Dabei, das grösste Problem in der Catering-Situation: Es gibt heute kein Bier. Stellen Sie sich das einmal vor, SENF-Ticker ohne Bier. Wir lehnen bereits jetzt jegliche Verantwortung für faktengetreue Tickereinträge zum tatsächlichen Spielgeschehen ab.
Minute 2 – Kulinarisch eine Enttäuschung bisher. Das Brötchen vom Presseraum, von Freunden von Faserpelz und Pünktlichkeit auch «Ihklemmts» genannt, wurde lieblos zubereitet. Der Käse schmeckt nach nichts. Der Salat musste sich längst der Vergänglichkeit beugen. Ausserdem, die Butter. Viel zu viel. Jesses.
Minute 1 – Los gehts, das Europa Abenteuer!
20:28 Uhr – Die Mannschaften haben den Rasen betreten und sind bereits durchnässt. Hier regnets Katzen und Hunde, wie der Brite zu sagen pflegt.
20.24 Uhr – Am Eingang wurden R.S. und R.S. und R.S. auf Fieber kontrolliert. R.S. geht gewohnt unterkühlt mit 35,9 Grad ins Rennen, R.S. mit 36,1 und R.S. hats verpasst, zu fragen.
20:21 Uhr – St.Gallen, Europa League. Im Herzen ist Lärm, um mich herum nur Stille.
20:15 Uhr – Während Richard Fischbacher bei Heimspielen gegen Xamax oder Lausanne die Gäste auf französisch oder italienisch begrüsst, muss er bei griechisch passen. AEK hat ihm einen fachkundigen Griechen zur Seite gestellt, der die Aufstellung der Gäste in unwiderstehlichem Gemurmel herunterleiert. So geht Europaleague.
20:14 Uhr – Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser. Wir begrüssen Sie zu heutigen Europaleague Gingg gegen AEK Athen. Heute sind gar keine Zuschauer zugelassen, nicht mal die 1000 wie bisher gewohnt. Sehr gespenstisch das ganze. Im Bauch der Haupttribüne ist es dunkel und vor dem Stadion tummeln sich nur ein paar Shopaholics der Shoppingarena. So geht Geisterspiel. Wir sind aber für euch da, heute als Premiere mit dem dreifachen R.S.! Das Fiebermessen haben wir hinter uns (kein Scherz), alle im grünen Bereich.