FC Basel vs. FCSG 1:0 – St.Gallen verliert knapp in Basel

Der FC St.Gallen verliert mit 0:1 in Basel und bleibt damit im Abstiegskampf. Dem FCB reicht im St.-Jakob-Park ein Tor von Cabral in der 67. Minute. Der SENF-Ticker zum Nachlesen.

FC Basel – FCSG 1:0

Minute 93 – Das Spiel ist beendet. Der FC St. Gallen verliert erstmals seit 2017 auswärts in Basel. Die Lage in der unteren Tabellenhälfte spitzt sich also weiter zu. Im nächsten Meisterschaftsspiel müssen nun dringend Punkte her. Wir packen zusammen und spülen unseren Frust mit dem bereitgestellten „Uelibier“ hinunter. Bis bald.

Minute 90 – Es gibt 3 Minuten Nachspielzeit. Quintilla steht zu einem Freistoss aus vielversprechender Position bereit, setzt den Ball aber leider über die Latte. Es ist wie verhext, dem FCSG gelingt trotz viel Aufwand und Willen kein Treffer.

Minute 87 – Muheim mit einer schönen Flanke auf den Kopf von Babic. R.S. will bereits aufspringen und zum Torjubel ansetzen – doch der Ball schwirrt knapp an der Torumrandung vorbei. Es ist eine hektische Schlussphase.

Minute 84 – Karli Odermatt wird nächste Woche im Innenhof eines stadtbekannten Edelitalieners vom grossen Sieg gegen Wil schwärmen.

Minute 81 – Muheim, der viel probiert, viele Flanken schlägt, schickt Traoré der Linie entlang. Frei stellt sich zwischen den St.Galler Offensivspieler und den Ball. Das reicht, um Traoré zu beeindrucken. Er fällt zu Boden, lässt es geschehen. Gibt sich der Überforderung geschlagen. Franzunterricht, jedes Mal.

Minute 79 – Der Vater von F.O. meldet sich. Er sei „besoffen wie ein Kanonenrohr“. Dürfte uns dann, in wenigen Stunden, ähnlich gehen.

Minute 78 – Vor gut vierzehn Monaten hat St.Gallen hier gewonnen. André Ribeiro schoss in der Nachspielzeit das 2:1 und der FCSG war erstmals seit vielen Jahren wieder Tabellenführer. Das wollte ich nur kurz loswerden. Weil es schön war. 

Minute 75 – Es ist ungemütlich kalt. R.S. ist unzufrieden und macht seinem Ärger Luft. Absolut verständlich, denn vor dem Tor sind die grün-weissen Spieler einfach zu harmlos.

Minute 69 – Nein, zum Scherzen bleibt keine Zeit ;). Es müssen Tore her für den FCSG – und zwar jetzt!

Minute 67 – Das erste Tor der Partie fällt. Leider muss nicht Lindner, sondern Zigi hinter sich greifen. 1:0 für den FCB.

Minute 65 – R.S. ist im Element. Mit seinen flinken Finger haut er schneller in die Tasten als die Protagonisten auf dem Feld sprinten. Der FCSG ist mittlerweile wieder besser im Spiel, findet aber Weg die Basler Abwehr zu überwinden. Immerhin reicht es für einen weiteren, ereignislosen Eckball.

Minute 60 – Der FCSG zeigt sich in der gegnerischen Hälfte. Er schnuppert am Strafraum, wagt sich zögerlich heran, an die Zone, die vielversprechend, gar verheissungsvoll ist. Sie kommen mit, die Aussenverteidiger, die Spieler, die defensiv denken, wähnen sich in Sicherheit. Just in diesem Moment verliert Ruiz den Ball. Grün-Weiss attackiert sofort, Gegenpressing wie damals, vor gut einem Jahr. Muheim erobert sich den Ball zurück, nein, er stiehlt ihn, übergibt ihn sofort Ruiz, der Görtler sucht und findet. Der FCB ist unsortiert, natürlich, wie könnte es auch anders sein, ist auf dem falschen Fuss erwischt worden. Görtler hat Platz, könnte schiessen, legt den Ball aber zu weit vor. Und dann greifen die Basler ihrerseits an. Die St.Galler stehen weit vorne, zu weit. Wenige Sekunden später kommt Kasami zum Abschluss, trifft den Ball aber nicht richtig. Eckball. Mit ein wenig mehr Präzision wäre auf beiden Seiten mehr möglich. Doch wir sind in der Schweiz. In der Super League, die es schon lange gibt.

Minute 58 – Basel steht höher, St.Gallen tiefer. Wir sind nüchterner als auch schon. Es ist kälter und dunkler. Sämtliche Komparative gehen zu unseren Ungunsten aus.

Minute 53 – F.O. im letzten Eintrag mit dem heiligen Ernst eines Sportjournalisten unterwegs. Verdient sich damit das „Uelibier“, das er in der Halbzeitpause für die Odyssee nach St.Gallen organisiert hat. Der FCSG ist währenddessen drauf und dran, das Prädikat „verdient“ beim möglichen Punktgewinn zu verspielen. Basel kommt besser in die zweite Halbzeit.

Minute 50 – St. Gallen verteidigt ungewohnt solid und lässt dem FCB kaum Raum, den Ball zirkulieren zu lassen.

Minute 46 – Die zweite Halbzeit hat begonnen. Babic neu für Adamu im Spiel.

21 Uhr 27 – Jetzt noch „Wonderwall“. Jesses, ist das schön. Derweil regnet es in Strömen und mir ist kalt.

21 Uhr 25 – Der Stadion-DJ spielt „Another Brick In The Wall“. Grossartig. War heute in der Shopping Arena und sang für mich, im Stillen: „All in all you’re just another sick in the mall.“

Pause – Der FCB kommt noch einmal zu einem Freistoss auf der linken Seite. Die St.Galler klären vermeintlich. Vermeintlich, weil sich Abrashi den Abpraller schnappt und aus gut 20 Metern abziehen will. Die angezeigte Nachspielzeit ist längst vorbei, weshalb Schiedsrichter Schärer die erste Halbzeit abpfeift. Abrashi zieht trotzdem ab und setzt den Ball über das Tor. Trotzdem beschweren sich die Basler vehement beim Schiedsrichter, der das Spiel vor dem Schuss Abrashis unterbrochen hatte. Der FCB mit seinem derzeit unstillbaren Verlangen nach Drama, nach Theatralik, nach Schlagzeilen aller Art, fühlt sich betrogen. Und tut seinen Unmut zu leidenschaftlich kund. Zweimal Gelb. F.O. freudig: „Schrieb irgendwas wie ’so viel gäli Charte wie gäli Dose trunke.'“

Minute 44 – Aufregung im St. Galler Strafraum. Sandro Schärrer zeigt auf den Elfmeterpunkt – doch der Ball war bereits im Aus, weshalb der Entscheid glücklicherweise zurückgenommen wird.

Minute 42 – Wir nähern uns dem Pausenpfiff. Vorausschauend verlässt R.S. bereits jetzt den Sitzplatz, um sich zu erleichtern. Das Bier scheint seine Wirkung zu entfalten.

Minute 39 – Es ist ein intensives Spiel. Beide Mannschaften schenken sich nichts. Statistisch gesehen hat der FCSG mehr Spielanteile, kam bislang aber nicht wirklich gefährlich zum Abschluss. Der Typ neben uns verwirft nach einem weiteren erfolgslosen Angriffsversuch des FCB die Hände und lamentiert über seine Nervenschwäche und meint «Wie GC». Wir sind ganz entspannt, so kann es weiter gehen. Ausser vielleicht bei der Chancenverwertung nach Standardsituationen.

Minute 33 – Der FCSG mit fünfundfünzig Prozent Ballbesitz. Überdies hat er dreimal aufs Tor geschossen, die Basler derweil einmal. Die Ostschweizer sind besser im Spiel. Wir wissen alle, was das heisst. Sie werden dieses Spiel verlieren. Und doch trösten diese Zahlen, die als Erklärung, als Entschuldigung dienen für ein uneingelöstes Versprechen. Der FC St.Gallen, schon immer. Ein Leben im Konjunktiv.

Minute 29 – Dreimal Zigi. F.O. und ich lehnen uns zurück, wirklich, und genehmigen uns eine Zigarette. Derweil taucht Zigi, der Goalie, ab und lenkt den Ball um den Pfosten. „Weisch, wer vo de Basler gschosse het?“, frage ich F.O., der in sich ruht, mit sich im Reinen zu sein scheint, sich ob dieser Bagatelle gar nicht erst die Mühe macht, den Mund zu öffnen, stattdessen einfach den Kopf schüttelt. Der FCB mit seiner ersten Chance. St.Gallen ist besser bisher.

Minute 27 – Neidisch beobachtet R.S. den Kommentator eine Reihe unter uns, der genüsslich an seiner Zigarette zieht, und würde dafür wahrscheinlich sogar die wärmende Bettdecke eintauschen. „Chamer do eis rauchä oder isch da Assi“?

Minute 22 – Ein Missverständnis der Basler – für einmal auf dem Platz und nicht daneben – führt zu einem Corner der St.Galler. Quintillà nimmt sich bedeutungsschwer der Aufgabe ein. Eine Minute streicht ins Land, ehe der Spanier den Ball Richtung Strafraum schlägt. Doch ein Basler, der erstbeste, fängt ihn ab. Viel Getöse um nichts. Wie ich diesen Liveticker in vier Worten beschreiben würde.

Minute 20 – „Görtler ruhig!“. Nach einem taktischen Foul wird der Mittelfeldspieler mündlich durch den Schiedsrichter ermahnt. Interessant dürfte zudem das direkt geführte Duell gegen Kasami werden, wenn zwei kampfbetonte Spieler aufeinander treffen.

Minute 13 – Basel gefährlich. Zumindest geht ein Raunen durch die Sportjournaille, die sich am heutigen Abend im Basel die Ehre gibt. Ich sehe noch, wie eine Hereingabe der Gastgeber durch den Fünfmeterraum streicht. Wenige Sekunden später vernehme ich von F.O. beinahe tonlos: „I rauch jetzt glaub eifach eis.“

Minute 12 – Immer befremdlich, wenn Menschen, die zu Madonna tanzten, die früher in „Discotheken“ gingen und Fascht e Familie mit ihren Kindern sahen, weisse Sneakers anziehen. Heute mit: Patrick Rahmen. Einstiger Sehnsuchts- und heutiger Interimscoach des FC Basel. Zeiten ändern dich. Wusste schon Bushido. Fascht krass. 

Minute 9 – Seit 2017 konnte der FCB nicht mehr gegen den FC St.Gallen im St. Jakobspark gewinnen. Das soll auch heute so bleiben.

Minute 7 – Was soll man sich von diesem Tag noch erhoffen? Ein Tag, der so grau, so düster war, als stehe er nicht zu sich, als wolle er sich nicht entfalten, nicht Tag sein, nicht hell sein, sondern sich unter der Bettdecke verkriechen, im Dunkeln verstecken und nur Silhouette, nur Andeutung sein. Ja, dieser Tag war derart grau, dass da nichts war als die Ahnung einer Niederlage. Es kann nur besser werden. 

Minute 4 – Wie gewohnt startet St. Gallen feuerig in das Spiel und konnte bereits einen Eckball herausholen. Derweil sitzt R.S. stumm neben mir und würde wohl gerne seine Kehle mit einem oder mehrere Bierchen benetzen.

Minute 1 – Das Spiel beginnt.

20 Uhr 24 – „Mit der Nummer vier: Eray …“

„Mit der Nummer fünf: Silvan …“

„Mit der Nummer sechs: Amir …“

Selten war Stille so laut.

20 Uhr 22 – So, wir sind im Stadion. Nachdem wir einen Eingang passiert haben, der an einen Flughafen erinnert. Der elektrische Türrahmen piepste bei allen fünf Versuchen meinerseits. „Ein bisschen langsamer“, sagten sie. „Noch einmal“, sagten sie. „Jetzt vielleicht“, sagten sie. Auch, als ich zum sechsten Mal den Durchgang passierte, piepste es. Doch dieses Mal durfte ich hinein. Weiss Gott, warum. Weiss Gott, was dieser metallene Türrahmen für eine Funktion erfüllen soll. Erfüllt sind wir jedenfalls von einer stattlichen Menge Bier und der naiven Annahme, dass St.Gallen heute Abend einen Punkt holt.

20 Uhr 04 – Kimpembe und Neymar. Spieler, denen die Junioren des Basler Quartiervereins nacheifern. Eine der vielen Erkenntnisse des frühabendlichen Ausflugs an den Buschweilerhof. Eine andere: F.O. will sich auf das Wesentliche, also das Spiel, konzentrieren. Als sein Vater ausholte, um eine Anekdote zu erzählen, meint F.O. ruhig, aber bestimmt: „Rueh jetzt.“

20 Uhr 01 – F.O. und meine Wenigkeit sitzen gegenwärtig im Tram Richtung Stadion. Wir sind spät dran, weil wir verhocked sind. Black Stars gegen Breitenrain, viel Bier, Cordon bleu und ein Gefühl, das wir lange nicht hatten. Es war schön.