Pink ist nicht das neue Grüne

Der FC St.Gallen hat letzte Woche einen neuen Fanartikel lanciert. Man hat sich in der Merchandising-Abteilung ein Herz gefasst und auch bei den Kopfbedeckungen eine Zielgruppe anvisiert, bei der noch Potential besteht: die Frauen unter den FCSG-Fans. Deswegen hat man «stylische», grün-weisse «New Era Caps» entworfen, die dezent den Schriftzug «SG» tragen und den modebewussten weiblichen Fan des 21. Jahrhunderts ansprechen sollen.

Wir finden das grossartig, widerspiegeln doch die wachsenden Frauen-Fanartikel-Angebote eine Entwicklung im Fussball, die sich nicht leugnen lässt. Frauen gehen ins Stadion, schauen Fussball, ja, sind Fussball verrückt und interessieren sich für den Sport. Wer heute noch ein «Was? Du als Frau interessierst dich für Fussball? Hat dich dein Freund mitgenommen?» fallen lässt, outet sich damit im besten Falle als wenig bewusst nachdenkender Fan, der ziemlich realitätsfremd durch die Welt geht. Und im schlimmsten Falle als zurückgebliebener Chauvinist. Dass sich diese Entwicklung auch im Merchandising niederschlägt, ist ein Zeichen, dass man beim FC St.Gallen mit der Zeit geht.

Zurückspulen. «Stylische New Era Caps» vom FC St.Gallen für Frauen? Die müssen grün-weiss sein. Leider nein: Sie sind pink.

Auch im 21. Jahrhundert sind die Kopfbedeckungen, die der FC St.Gallen also seinen weiblichen Fans – den «Ladies» – verkaufen will, pink. Während einige Frauen dies sicherlich als Kaufgrund sehen, weil sie sich schon immer ein zu ihren Farb-Vorlieben passendes Cap kaufen wollten und pink einfach schön finden – daran ist auch überhaupt nichts auszusetzen –, denkt sich wohl jeder andere weibliche FCSG-Fan: Halt mal, die sind ja pink. Wohlwollend kann man dies vielleicht mit Marketing-Studien begründen. Wenn das so viele Fussballclubs machen, wirds sich wohl auch rechnen. Weniger wohlwollend, dafür aber vermutlich realistischer, ist dies – zumindest unterbewusstes – stereotypen-gerechtes Design, das Vorurteile bestätigt und Frauen als pink-liebende, kreischende Girlies zeichnet. Ein Zeichen, dass man beim FC St.Gallen nicht mit der Zeit geht.

Dabei hatten wir den FCSG im SENF #05 noch gelobt, dass die Marketing-Abteilung sich von der Lethargie früherer Jahre zum Glück gelöst hat. Jetzt verfällt man vom einen Extrem ins Andere. Gewisse mögen sagen: Ach, das sei doch nicht so schlimm, das sei eben zielgruppen-orientiertes Marketing. Wir sagen: Ein Mehrangebot für Frauen ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber Stereotypen verschwinden nicht, wenn sie ständig reproduziert werden.

(Bild: Screenshot Facebook-Seite FCSG)