Am heutigen Mittwochabend kehrt auch der europäische Wettbewerb aus der Coronapause zurück. Auch der FC Basel ist noch dabei. Dass er die Schweiz in diesen letzten Spielen wieder zu einem fünften europäischen Startplatz schiesst, ist aber bereits jetzt so gut wie ausgeschlossen.
Wir waren zu pessimistisch. Im letzten September gingen wir davon aus, dass die Schweiz in der Fünfjahreswertung der Uefa bis zum Ende dieser Saison höchstens auf Platz 20 klettert – vom Platz 21, den sie damals innehatte. Das wäre gleichbedeutend mit weiterhin nur vier Startplätzen im Europapokal der Saison 2021/22. Für den Europapokal der Saison 2020/21 ist das bereits länger Tatsache. Mehr dazu und zur St.Galler Beteiligung daran hier.
Es wird mindestens Platz 18
Doch die Schweiz schneidet im diesjährigen Europokal besser ab als mehrere Nationen der unmittelbaren Konkurrenz. Vor der Wiederaufnahme des europäischen Pokals steht sie auf Rang 18. Zurückfallen kann sie nicht mehr, weil die Länder hinter ihr kein Team mehr im europäischen Geschäft stellen. Die Schweiz schneidet also mit Sicherheit schon besser ab, als wir prognostiziert hatten.
Um wieder fünf Teams im europäischen Geschäft stellen zu dürfen, müsste die Schweiz auf Rang 15 klettern. So könnte die Schweiz auch weiter Teams in der Qualifikation zur Europa League und nicht nur in die Europa Conference League stellen. Die detaillierte Übersicht zeigt diese Grafik (die Europa League 2 ist der mittlerweile als Europa Conference League bekannte Wettbewerb):
Bleibt die Schweiz hinter dem 15. Platz, entsendet sie weiterhin nur vier Teams ins europäische Geschäft, die Zweit- bis Viertplatzierte dürfen zudem nur in der Qualifikation zur Europa Conference League antreten. Ob es am Schluss Platz 16/17 oder 18 ist, hat nur auf den Einstieg des Meisters einen Einfluss, wie diese zwei Grafiken zeigen:
Wie realistisch ist es aber überhaupt, dass die Schweiz noch einen Sprung nach vorne macht? Die Rangliste der ansatzweise in Reichweite liegenden Nationen präsentiert sich vor der Wiederaufnahme des europäischen Geschäfts so:
Position | Land | Punkte in der Fünfjahreswertung |
15. | Tschechien | 27.300 |
16. | Zypern | 26.750 |
17. | Griechenland | 26.300 |
18. | Schweiz | 25.600 |
Platz 15 ist wohl weg
Die Schweiz muss also für Platz 17 derzeit 0,7 Punkte und für Platz 15 1,7 Punkte aufholen. Die Chancen, das zu schaffen, stehen schlecht. Die Erklärung dafür bedarf eines kurzen Exkurses:
Wer im europäischen Wettbewerb einen Sieg oder ein Unentschieden einfährt, holt Punkte für sein Land. Die Punkte aller Teams dieses Landes werden pro Saison zusammengezählt und durch die Anzahl Teams geteilt, die zu Beginn der europäischen Saison für ebendieses Land angetreten sind. Im Fall der Schweiz waren das für diese Saison fünf Teams.
Normalerweise gibt ein Sieg zwei Punkte und ein Unentschieden einen Punkt. Gewinnt der FC Basel also das Rückspiel gegen Frankfurt, ist das gleichbedeutend mit 0,4 Punkten für die Schweiz (2 Punkte für den Sieg, geteilt durch 5 Teams).
Schafft der FCB das, steht er im Viertelfinal. Dieses wird aber wegen des dichtgedrängten Coronaspielplans ausnahmsweise in nur einer Partie ausgetragen. Selbes gilt für das Halbfinal. Für diese Spiele gibt es nun drei Punkte für einen Sieg (egal ob nach 90 oder 120 Minuten), zwei Punkte für das in der Verlängerung unterlegene Team und sogar einen Punkt für den Verlierer.
Update: In der bisherigen Version dieses Artikels haben wir nicht berücksichtigt, dass es für das Erreichen des Viertelfinals, Halbfinals und Finals jeweils einen Bonuspunkt gibt. Auch dieser wird durch fünf geteilt. Das Erreichen einer weiteren Stufe bedeutet also 0,2 zusätzliche Punkte für die Schweiz. Insgesamt sind also noch 0,6 Punkte mehr möglich als in der obigen Berechnung erwähnt.
Das heisst für die Schweiz: Scheidet der FC Basel unerwartet gegen Frankfurt noch aus, gibt es keine weiteren Punkte. Kommt er mit einer Niederlage weiter, gibt es für die Schweiz mindestens 0,4 weitere Punkte. Maximal sind so 2,2 Punkte möglich. Kommt er mit einem Unentschieden weiter, gibt es für die Schweiz mindestens 0,6 weitere Punkte. Maximal sind so 2,4 Punkte möglich. Kommt der FCB mit einem weiteren Sieg weiter, erhält die Schweiz mindestens 0,8 weitere Punkte. Maximal wären in diesem Szenario noch 2,6 Punkte möglich.
Um Tschechien einzuholen, muss Basel die Europa League gewinnen
Der Rückstand von 1,7 Punkten auf Platz 15 ist also theoretisch noch wettzumachen. Dazu müsste die Schweiz Griechenland, Zypern und Tschechien überholen. Bei den letzteren beiden ist die Rechnung einfach, weil sie nicht mehr im Europapokal vertreten sind. Zypern lässt die Schweiz hinter sich, wenn der FCB für die Schweiz mindestens 1,15 Punkte holt. Das wäre zum Beispiel bei einem Unentschieden gegen Frankfurt und einem Sieg gegen den Viertelfinalgegner der Fall, egal was Basel dann im Halbfinale macht.
Für Tschechien wären 1,7 Punkte nötig. Dafür müsste Basel zum Beispiel gegen Frankfurt gewinnen, den Viertelfinalgegner ausschalten und im Halbfinal mindestens in die Verlängerung kommen. Auf Griechenland beträgt der Rückstand zwar aktuell nur 0,7 Punkte. Ein Sieg gegen Frankfurt würde reichen, um diesen Rückstand wettzumachen. Allerdings ist Griechenland noch mit Olympiakos Piräus im Europapokal vertreten. Mit jedem Sieg oder Unentschieden der Griechen muss auch die Schweiz mehr Punkte wettmachen.
Platz 16 oder 17 ist möglich
Fazit: Platz 15 ist mit grösster Wahrscheinlichkeit weg, alle drei Teams holt die Schweiz kaum ein. Zypern und Griechenland sind aber nicht uneinholbar. Die Schweiz könnte sich also allenfalls noch auf Platz 16 oder 17 verbessern. Der Meister hätte dann inklusive drei Qualifikationsrunden zu überstehen, um in die Gruppenphase der Champions League zu kommen. Er hätte aber anders als früher nicht nur die Möglichkeit, nach dem Ausscheiden in der CL-Quali in der EL-Quali mitzutun. Er könnte bei einem Ausscheiden in Letzterer auch noch in der Qualifikation zur Europa Conference League mittun. Oder anders: Der Meister käme sogar dann in die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbes, wenn er nur einen aus drei Gegnern bezwingt. Alle anderen Schweizer Teams würden nur in der Europa Conference League antreten und müssten dort alle drei Gegner ausschalten, um zumindest in die Gruppenphase des neuen Wettbewerbs zukommen.
Update (7. August, 7.46 Uhr): Am Donnerstagabend, 6. August, hat Basel gegen Frankfurt gewonnen, Olympiakos Piräus bei den Wolves verloren. Damit ist bereits klar: Die Schweiz überholt Griechenland. Der aktuelle Stand der Fünfjahreswertung zeichnet das zwar noch nicht ab, aber weil Basel selbst bei einer Niederlage im Viertelfinal einen Punkt holt (und die Schweiz damit 0,2 Punkte), reicht es definitiv für diesen Platzgewinn.
Position | Land | Punkte aktuell |
15. | Tschechien | 27.300 |
16. | Zypern | 26.750 |
17. | Griechenland | 26.300 |
18. | Schweiz | 26.200 |
Im schlechtesten Fall holt die Schweiz noch 0,2 Punkte. Dann nämlich, wenn der FC Basel im Viertelfinal ausscheidet. Das wäre gleichbedeutend mit Platz 17. Für den 16. Platz wäre eine Halbfinalqualifikation nötig, für den 15. Platz in ebendiesem mindestens das Erreichen der Verlängerung. Theoretisch möglich sind gar noch zwei weitere Punkte, dafür müsste der FC Basel aber die Europa League gewinnen. Dann würde es sogar für den 14. Platz (derzeit Schottland) reichen.
Headerbild: Martin Abegglen