Januarloch, Tag 14: Fussball ohne Altersgrenzen

Im Dezember 2001 lief Vitorino Hilton im Espenmoos auf. Heute, fast 20 Jahre später, spielt er immer noch. Doch es gibt noch ältere Spieler, die weiterhin im Einsatz stehen.

Wer mag sich noch an den 1. Dezember 2001 erinnern? Es war bissig-kalt im Espenmoos und der FC St.Gallen empfing Servette. Wie heute auch wieder war es ein Vergleich auf Augenhöhe, der 2:2 endete. Die St.Galler Tore erzielten Jefferson und Ionel Gane, im Tor stand Oliver Stöckli, an der Seitenlinie Marcel Koller. Servettes Tor hütete Eric Pédat (die Nummer Eins), er dirigierte die Innenverteidiger Stefan Wolf und Vitorino Hilton.

Ebendieser Hilton wechselte anderthalb Jahre später in die französische Ligue 1 (nicht zu Paris, falls diese Frage aufkommt), wo er Wurzeln schlug. Er wurde bei Lens, Marseille und Montpellier Stammspieler, schaffte es jedoch nie in die brasilianische Nationalmannschaft. Zu Hiltons grössten Erfolgen zählt die Meisterschaft, die er 2011/12 mit Montpellier feiern durfte. Bemerkenswert ist überdies: In 651 Wettbewerbsspielen hat der Innenverteidiger nur 79 gelbe Karten gesehen.

Ebenfalls bemerkenswert: Vitorino Hilton ist heute 43-jährig – und spielt immer noch! Und das nicht in China, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Usbekistan: Jüngst fiel mir beim Durchscrollen der App Livescore auf, dass er bei Montpelliers 1:1 gegen Nantes in der Startformation stand. Sein heutiger Teamkollege, Torhüter Jonas Omlin, war beim eingangs erwähnten Spiel St.Gallen-Servette gerade mal sieben Jahre alt, einige seiner Mitspieler noch nicht einmal geboren.

König Miura schlägt aber fast alle

Ohne Zweifel: Im heutigen Fussball ist Vitorino Hilton eine Ausnahmeerscheinung – zumal er nur viermal den Verein gewechselt hat und im Sommer 2020 mit Montpellier in seine zehnte Saison gestiegen ist. Doch er ist nicht der einzige, der in fortgeschrittenem Fussballalter noch Spitzensport betreibt. Bekannter, weil nochmals zehn Jahre älter, ist der Japaner Kazuyoshi Miura. Kürzlich wurde bekannt, dass er seinen Vertrag bei Yokohama abermals verlängert hat. Will er vielleicht bis ins Pensionsalter Fussball spielen, um sich vor der extrem harten japanischen Arbeitsmentalität in der Privatwirtschaft zu drücken?

Oder hat er sich einfach zum spielenden Maskottchen Yokohamas entwickelt? In der Saison 2020 (Japan spielt nach Kalenderjahr) kam Kazuyoshi Miura nur noch viermal zum Einsatz. Einmal, auswärts gegen Kawasaki, durfte er 56 Minuten ran, sonst lediglich ein paar Augenblicke. Sein letztes Tor hat er am 12. März 2017 beim 1:0 gegen Thespa Kusatsu Gunma erzielt.

Als Fussballfan bleibt nur zu wünschen, dass Kazuyoshi Miura auch neben dem Feld eine feine Feder führt. Seine Karriere als Autobiografie – das wär doch etwas. Und das gilt auch für Hilton.

Übrigens: Es gibt noch einen älteren Profifussballer. Wer wissen möchte, wie er heisst und wo er spielt, muss jedoch selber aktiv werden – am besten, indem er den SENF #13 kauft. Denn dort steht des Rätsels Lösung drin.


Wir machen den Januar spannender. Skurriles, Lustiges, Beeindruckendes: Vom 1. bis zum 31. Januar veröffentlichen wir jeden Tag einen kurzen Eintrag in unserem Januarloch-Kalender. Inputs nehmen wir gerne unter info(at)senf.sg entgegen. Anfang Februar erscheint SENF #13 in gedruckter Form. Weil wir unser Magazin nicht wie üblich rund ums Stadion verkaufen können, hoffen wir auf ganz viele Online-Bestellungen. Das Heft kann hier vorbestellt werden, das Jahresabo gibts hier.