Europa – wir kommen. Nicht.

Nach dem Cup-Aus in Winterthur führt der Weg nach Europa für den FC St.Gallen nur noch über die Liga. Dort wird es aber schwieriger. Neben dem Cuspieger schaffen es nur noch drei Teams aus der Liga in den Europacup. Und nach den Qualifikationsspielen zu Europa und Champions League ist klar: So schnell wird sich das nicht ändern.

Die Qualifikationsspiele für Europa und Champions League sind absolviert. Kein Schweizer Team hat es in die Champions League geschafft. Dafür stehen mit YB, Basel und Lugano gleich drei Schweizer Vertreter in der Gruppenphase der Europa League. Nur noch sie können in diesem Jahr also Punkte für die Fünf-Jahres-Wertung der UEFA holen.

Doch dieses Trio wird kaum verhindern können, dass die Schweiz weiterhin nur vier Teams für den europäischen Wettbewerb stellen darf. Dass das im nächsten Jahr schon so sein wird, steht bereits länger fest. Denn für den Europacup der nächsten Saison 2020/21 ist die Fünf-Jahres-Wertung zum Ende der vergangenen Saison 2018/19 relevant.  In dieser belegte die Schweiz Rang 17. Das berechtigt zu einem Champions League-Qualifikationsplatz und drei Europa League-Qualifikationsplätzen.

Damit die Schweiz für die Europacup-Saison 2021/22 wieder fünf Teams stellen könnte, müsste sie zum Ende der aktuellen Saison 2019/20 in der Fünf-Jahres-Wertung mindestens auf Platz 15 klassiert sein. Nach den Qualifikationsspielen der europäischen Wettbewerbe dieser Saison hat sich die Schweiz aber nicht etwa hoch gekämpft, sondern sogar noch mehr Plätze eingebüsst. Aktuell liegt sie in dieser Wertung mit 20,8 Punkten auf Rang 21. In dieser Saison hat die Schweiz nämlich gerade mal 0,8 Punkte geholt. Weniger haben in der aktuellen Saison nur die europäischen Leichtgewichte Albanien, Moldawien, Malta, Island, Nordmazedonien und San Marino geholt. Österreich steht bereits bei 1,4 Punkten, selbst Liechtenstein hat bereits 2,5 Punkte geholt.

Der gleiche Grund für den Rückstand und die Unmöglichkeit des Aufholens

Dass Liechtenstein so viel Vorsprung erarbeiten konnte, liegt an einer Eigenheit der Fünf-Jahres-Wertung, die paradoxerweise dazu führen wird, dass die Schweiz nicht so viel aufholen kann. Ein Sieg gibt in einem Europa League- oder Champions League-Spiel zwar zwei Punkte (in der Qualifikation einen), aber dieser wird geteilt durch die Anzahl Mannschaften, die für das jeweilige Land in die Europacup-Saison gestartet sind. Während ein Sieg von Vaduz als einziger Mannschaft aus dem Fürstentum in der Qualifikation zur Europa League also einen Punkt gab, gab einer von Luzern nur gerade 0,2 Punkte.

Diese Teilung bleibt bestehen, auch wenn Teams ausgeschieden sind. Wenn also der FC Basel, die Berner Young Boys oder der FC Lugano in der noch folgenden Europa League-Gruppenphase ein Spiel gewinnen, tragen sie nur 0,4 Punkte zum Gesamtskore der Schweiz bei (2 Punkte für den Sieg, geteilt durch fünf teilnehmende Mannschaften). Bei einem Unentschieden gar nur 0,2 Punkte.

Elf Siege um Griechenland aufzuholen

Auf dem ersehnten 15. Platz in der Fünf-Jahres-Wertung liegt derzeit Griechenland. Mit 25,1 Punkten hat es 4,3 Punkte Vorsprung auf die Schweiz. Das bedeutet: Die Schweiz müsste nur schon elfmal gewinnen, um den Rückstand aufzuholen, wenn Griechenland keine Punkte holt (bzw. maximal noch 0,1 Punkte). Will man den Rückstand auf Griechenland beispielsweise bis Ende der Gruppenphase wettgemacht haben, müssten die Schweizer Teams also mindestens elf der 18 Spiele gewinnen (oder zehn Spiele gewinnen und zweimal unentschieden spielen oder ähnlich), immer vorausgesetzt, Griechenland holt keine Punkte mehr. Davon ist nicht unbedingt auszugehen, auch wenn Griechenland nur noch mit einem Team vertreten ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass Zypern auf Rang 16 mit 25 Punkten nur unwesentlich hinter Griechenland liegt. Weil Zypern aber nur mit vier Teams in die europäische Saison gestartet ist, zählt ein Sieg der letzten zypriotischen Mannschaft in der Gruppenphase mehr, nämlich 0,5 Punkte. Bei jedem Sieg Zyperns braucht die Schweiz 1,25 Siege, um den Rückstand nur schon nicht anwachsen zu lassen. Langer Rede kurzer Sinn: Der 15. Rang ist in dieser Saison ausser Reichweite.

Norwegen liegt in Reichweite

Geringfügige Verbesserungen in der Wertung sind indes möglich. Ein Rang vor der Schweiz liegt Norwegen mit 0,7 Punkten Vorsprung und nur noch einem Team im Wettbewerb. Schottland mit noch zwei Teams und schon 1,825 Punkten Vorsprung auf Rang 19 könnte allerdings schon schwierig zu erreichen sein, Serbien auf Rang 18 mit ebenfalls noch zwei Teams im Rennen und 2,7 Punkten mehr auf dem Konto erst recht. Auf Platz 17 liegt derzeit Kroatien mit 3,075 Punkten Vorsprung und noch einem Team im Rennen. Dieser Platz wäre deshalb interessant, weil er zwar nicht für einen fünften Startplatz, aber immerhin für eine leicht bessere Ausgangslage der vier Teams der Schweiz in Europa sorgen würde als bei einer Position auf den Rängen 18 bis 28. So müsste beispielsweise der Meister erst in der zweiten Qualifikationsrunde der Champions League einsteigen statt in der ersten. Erreichbar wird er indes kurzfristig kaum sein.

Dass die Schweiz am Ende dieser Saison noch schlechter da steht, ist allerdings auch unwahrscheinlich. Zum einen ändert sich bis und mit Rang 28 nichts an der Ausgangslage. Zum anderen ist die Gefahr von den hinteren Rängen klein. Gefährlich ist eigentlich bloss noch Schweden auf Rang 22, das nur 0.05 Punkte weniger hat als die Schweiz, allerdings auch nur noch mit einem Team im europäischen Wettbewerb vertreten ist. Dahinter kommen Nationen, deren Teams schon alle oder fast alle ausgeschieden sind.

Die Aussichten sind düster

Müssten wir eine Prognose wagen, sie wäre düster: Alles, was für die Schweiz bis Ende dieser Saison möglich scheint, ist Platz 20.

Dass im Jahr darauf dann die Saison 2015/16 mit eher überdurchschnittlichen 5,3 Punkten, die die Schweiz in jener Saison geholt hat, aus der Wertung fallen wird, spricht auch nicht für eine gute Langzeitprognose. Oder, wie wir schon früher festgestellt hatten: Europa entschwindet. Ob das gut oder schlecht ist, steht natürlich weiterhin auf einem anderen Blatt.