Europa entschwindet

Die Schweiz stürzt in der Fünf-Jahres-Wertung der UEFA regelrecht ab. Das hat Konsequenzen für die europäischen Startplätze. SENF erklärt das System und zeigt den aktuellen Stand.

Mit der 2:3-Niederlage des FC Basel in Eindhoven startete letzte Woche das erste Schweizer Team in das europäische Geschäft. Zum vorläufig letzten Mal werden in diesem Jahr fünf Teams die Schweiz europäisch vertreten. Denn schon jetzt ist klar: Ende dieser Saison qualifizieren sich nur die drei besten Teams der Super League plus der Cupsieger für das europäische Geschäft. Das liegt daran, dass die Schweiz im UEFA-Ranking fünf Plätze eingebüsst hat. Sie lag zum Ende der letzten Saison auf dem 17. Platz.

Schweizer Clubs starten früher

Der Platz zum Ende der Vorsaison bestimmt, wie viele Teams aus der aktuellen Saisons sich für den Europacup der nächsten Saison qualifizieren. Konkret: Der Platz des Landes im Uefa-Ranking zum Ende der Saison 2018/19 definiert, wie viele Teams dieses Landes sich in der Saison 2019/20 für den Europacup der Saison 2020/21 qualifizieren.

Für die Schweiz ändert sich damit Folgendes:

  • Der Meister der Saison 2019/20 startet schon in der zweiten Qualifikationsrunde der Champions League 2020/21 statt in den Playoffs der Champions League. Er muss drei andere Landesmeister ausschalten, um sich für die Gruppenphase zu qualifizieren.
  • Der Cupsieger startet in der dritten Qualifikationsrunde der Europa League statt in der Gruppenphase der Europa League. Er muss zwei Teams ausschalten, um in der Gruppenphase dabei zu sein.
  • Der Meisterschaftszweite startet in der zweiten Qualifikationsrunde der Europa League statt in der zweiten Qualifikationsrunde der Champions League. Er muss drei Teams ausschalten, um in der Gruppenphase dabei zu sein.
  • Der Meisterschaftsdritte startet in der ersten Qualifikationsrunde der Europa League statt in der dritten Qualifikationsrunde der Europa League. Er muss vier Teams ausschalten, um in der Gruppenphase dabei zu sein.
  • Der Meisterschaftsvierte geht leer aus statt wie bisher in der zweiten Qualifikationsrunde der Europa League einzusteigen.

Nach wie vor gilt: Qualifiziert sich der Cupsieger auch über die Meisterschaft, so qualifiziert sich ein weiteres Team aus der Meisterschaft für das europäische Geschäft. Die nachfolgende Grafik erläutert das hier Beschriebene:

Ob die Schweiz in der nächsten Saison wieder mehr Europacupplätze erhält, ist höchst unsicher. Relevant dannzumal wird die Klassierung der Schweiz im Uefa-Ranking per Ende der aktuellen Saison 2019/20 sein. Dieses umfasst immer fünf Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr fällt also das Jahr 2014/15 aus dem Rennen. In diesem holte die Schweiz 6,9 Punkte, die sie nun verliert. Das ist mehr als die Länder auf den nachfolgenden Plätzen verlieren.

Würde man nur die vier verbleibenden Jahre betrachten, würde die Schweiz von Zypern überholt und deshalb auf Rang 18 zurückfallen. Das heisst, nur schon um den 17. Platz zu behalten, müssten die Schweizer Teams in dieser Saison besser abschneiden als die zypriotischen. Um auf den 15. Platz vorzustossen und damit wieder fünf Europacupplätze zu erhalten, müsste die Schweiz neben Zypern auch noch an Griechenland und Kroatien vorbeiziehen.

Am Ehesten liegt Kroatien in Griffnähe

Von den einzelnen Ländern trennen sie 1,625 (Zypern), 1,4 (Griechenland) beziehungsweise 0,5 (Kroatien) Punkte. Punkte holt die Schweiz, wenn einer der Schweizer Vereine im Europapokal gewinnt oder unentschieden spielt. Für einen Sieg gibt es in der Gruppenphase zwei Punkte, für ein Unentschieden einen, in der Qualifikation die Hälfte davon. Die von Schweizer Teams erzielten Punkte werden addiert und durch die Anzahl Schweizer Teilnehmer (5) geteilt.

Das heisst: Ein Sieg eines Schweizer Teams in der Qualifikationsrunde – wie zum Beispiel jener des FC Luzern am letzten Donnerstag – ergibt für die Schweiz 0,2 Punkte (ein Punkt für den Sieg in der Qualifikation geteilt durch fünf Teams), ein Unentschieden 0,1, in einer allfälligen Gruppenphase immerhin 0,4 beziehungsweise 0,2. Realistisch scheint vor allem Kroatien in greifbarer Nähe, zumal mit Hajduk Split eines der vier kroatischen Teams schon überraschend gegen Gzira aus Malta ausgeschieden ist.

Nur noch Europa League 2

Der 15. Platz zum Ende der Saison 2019/20 ist nicht nur deshalb bedeutend, weil dann wieder fünf Schweizer Teams mittun, sondern auch, weil er die Teilnehmer für die Europapokalsaison 2021/22 vorgibt. Diese wird die erste Saison mit dem neuen Clubwettbewerb sein, der zurzeit noch unter dem Namen Europa League 2 fungiert. In die bisherige Europa League kommen dannzumal nur noch Teams aus den 15 besten Nationen (mit Ausnahme allfällig in der Champions League-Qualifikation gescheiterter Meister). Wie der neue Wettbewerb genau funktioniert, haben wir hier bereits festgehalten.

Ob es sich deshalb lohnt, Schweizer Teams den Erfolg auf der internationalen Bühne zu wünschen, steht freilich auf einem anderen Blatt. Abgesehen von Punkten für die Schweiz holt jedes Team so auch Geld für seine Kasse. Ob dies dem Schweizer Fussball langfristig guttut oder zu einer aufgehenden Schere zwischen den Clubs sorgt, ist umstritten.