Der Marathon geht los

Die Coronapause traf den FC St.Gallen in einem Hoch. Am Samstag zeigt sich, ob er die Form über die Zwangspause halten konnte. Nach dem Startspiel auswärts in Sion spielen die Espen fast jeden dritten Tag. Bis zum 2. August sind 13 Spiele zu absolvieren. Eine nie dagewesene Herausforderung, die wir jeden Freitag in der «Geisterwoche» begleiten werden.

Am Samstag, 20. Juni, geht nun also der «dritte Teil» der Saison 2019/20 los. Der FC St.Gallen gastiert im Wallis beim FC Sion und hofft darauf, durch die Coronapause nicht um seine beneidenswerte Form geprellt worden zu sein. Sion ist jedoch unberechenbar und in jedem Spiel zu jedem Resultat imstande. Es ist alles offen, zumal trotz der Testspiele kaum abzuschätzen ist, in welcher Form die Mannschaften gerade sind.

Besonders zu Beginn der Coronazeit war Gesundheitsminister Alain Berset nicht müde geworden, zu betonen, es handle sich beim Ausnahmezustand um einen Marathon und nicht um einen Sprint. Nun steht der nächste Marathon bevor, mit den Profifussballern in der Protagonistenrolle. Sie müssen ein Programm absolvieren, wie sie dies noch nie gemacht haben. Alle paar Tage findet ein Spiel statt, es gibt gleich mehrere englische Wochen hintereinander.

Kaum einen freien Tag für die Spieler

Total stehen noch 13 Spiele bevor – am Sonntag, 2. August, ist die Saison aber bereits zu Ende, denn im September geht schon die neue los. So ist zumindest der Plan. FCSG-Trainer Peter Zeidler sagte kürzlich, die Mannschaft werde jetzt etwas ganz Neues erleben. Etwas vereinfacht sagte er, die Spieler würden nun sieben Wochen aufeinandersitzen und kaum auch nur einen freien Tag haben. Das birgt das Risiko, dass die Spieler sich mit der Zeit gegenseitig auf die Nerven gehen – bringt aber auch die Chance, dass der Kitt im Team noch grösser wird. Zweitere Option erscheint angesichts der bisherigen Entwicklung der Saison als die wahrscheinlichere.

Bei den Fans gehen die Meinungen bezüglich der Weiterführung der Saison stark auseinander. Ein Teil möchte von Geisterspiele gar nichts wissen und betrachtet die Saison deshalb als beendet. Ein Teil findet die Geisterspiele als Notlösung in Ordnung und ist primär froh, dass die Saison doch noch zu Ende gespielt wird – schliesslich ist der Traum vom Meistertitel so realistisch wie höchst selten. Weitere argumentieren, die Profis könnten ihren Beruf ja auch ausüben, ohne dass ihnen dabei jemand zusieht.

Das SENF-Kollektiv begleitet den letzten Saisonteil

Bei Meinungen ist es so: Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Das zeigt sich auch bei uns im SENF-Kollektiv, wo sie ebenso unterschiedlich sind wie zuvor aufgezählt. Dennoch wollen wir es uns nicht nehmen lassen, dieses spezielle Saisonende textlich zu begleiten. An jedem Freitag (und zuletzt am Dienstag nach dem letzten Spiel) erscheint deshalb die «Geisterwoche», in der verschiedene Kollektivmitglieder alle daran teilhaben lassen, wie sie die Spiele seit der letzten «Geisterwoche» erlebt haben. Wir wünschen jetzt schon gute Lektüre – und uns wie euch selbstverständlich das bestmögliche Saisonende.